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Mein 60. Geburtstag

Ein Haus voller Geschichte und Geschichten

Es kommt mir wie gestern vor, als ich im Jahr 1956 im Herzen des idyllischen Dorfes Stumm im Zillertal vom Holzhändler Hans Tipotsch und seiner Frau Aloisia erbaut wurde. Wie ihr euch vorstellen könnt, habe ich in den letzten sechs Jahrzehnten so einiges erlebt! Ich durfte viele spannende Gäste beherbergen, kulinarisch verwöhnen und habe schon so manche lustige Feier gesehen. Es wurde gearbeitet, geliebt,  geheiratet, gelacht und getrauert. Auch unzählige Runden vom Chef gingen schon auf mich. Die unterhaltsamsten Anekdoten und brisantesten Themen aus Weltpolitik und Dorfgeschehen kamen mir zu Ohren. Wie ein wahrer Gentleman bewahre ich diese für mich – jedoch leben diese Geschichten gemeinsam mit dem Geist meiner Besitzer und Besucher in meinen Mauern weiter und tragen zu meinem ganz besonderen Flair bei!

Das erste Kaffeehaus in Stumm

Die Aufregung war groß als das Kinocafé, das erste Kaffeehaus in Stumm, eröffnet wurde. Immer noch spüre ich den Nervenkitzel der Chefin Aloisia. Dabei hätte sie den gar nicht nötig gehabt, denn das Kinocafé wurde in Kürze zum beliebten Treffpunkt – der place to be, wie die jungen Leute heute sagen würden. Mmmmmhhhh! Noch immer habe ich den unvergesslichen Duft von Loisis berühmten Grillhendln in der Nase.  Diese lockten Gäste aus Nah und Fern – ja sogar Feinschmecker aus Innsbruck kamen extra deshalb ins Zillertal. Ö3, FM4, iTunes und youtube gab es damals noch nicht – dafür brachte die unvergessliche Musikboxdie Stimmung zum Brodeln und es wurde bis in die Morgenstunden gepascht, getanzt und gesungen. Hinter der Bar stand Waltraud, die fleißige Tochter des Hauses. In-Getränke wie Gin Fizz und der berüchtigte Kaiserbirn wurden mit viel Schwung serviert. Ach hat mein Boden „gepickt“ wenn der süße Likör beim Tanzen verschüttet wurde. Jedoch darf ich mich nicht beklagen, denn die Damen des Hauses haben mich mit dem Putzlappen bewaffnet schnell wieder davon befreit. Ja fleißig waren´s alle!  Sogar der kleine Heinz, mein heutiger Besitzer und sein Cousin der Hans halfen beim Abwasch, denn moderne Spülmaschinen wie heute hatten wir damals noch nicht. Eine Tasse Kaffee kostete dazumal 2,80 Schilling und dazu gab es Loisis selbstgebackene Konditoreispezialitäten. Besonders an die Nusstorte, den Topfenkuchen und die Linzertorte kann ich mich gut erinnern. War das ein Malheur, als einmal am Hohen Frauentag durch ein Geschoss ein Fester zersprang. Und die Scherben landeten ausgerechnet auf den frisch gebackenen Torten. Es gab lange Gesichter, als die Gäste nach der Prozession ins Kinocafé stürmten und die ersehnten Kuchen ausblieben.

Die Ziller Lichtspiele

Wenn ich heute so zurückblicke, kann ich sagen, dass Aloisia und Hans wahre Visionäre waren. Mit 320 Sitzplätzen, eröffneten Sie 1956 die Ziller Lichtspiele, das damals erste Kino im ganzen Zillertal. „Der Pfarrer vom Kirchfeld“ war der erste Film, der bei uns auf die Leinwand kam. Vorstellungen gab es immer mittwochs, donnerstags, samstags und sonntags, da waren es sogar zwei. Am Wochenende hatte die Zillertalbahn einen extra Linienbus eingerichtet, der die Besucher direkt zu uns ins Kino brachte. Bis heute ist es für mich wunderschön daran zurückzudenken, mit welcher Faszination Jung und Alt unsere Filme bestaunten. Wenn man sich vorstellt, dass es den ersten Fernseher in Stumm erst im Jahr 1964 gab, kann man gut verstehen welche Sensation die Ziller Lichtspiele waren. Noch heute höre ich die älteren Herrschaften bei uns im Kaffeehaus Kimm über diesen und jenen Film plauschen. Mit der Altersfreigabe im Kino wurde es besonders streng genommen. Der Dorfgendarm persönlich kontrollierte den Einlass unserer jungen Gäste. Immer noch muss ich schmunzeln wenn ich daran denke, wie er unsere ansonsten so brave Waltraud dabei erwischte, wie sie sich ganz tief in den Sessel duckte, um nicht entdeckt zu werden. Ja, die unvergesslichen Kinonachmittage und –abende hauchten mir ein ganz besonderes Ambiente ein. Dieses ist im Theatersaal, der dem Kino folgte und von unserem schauspielbegeisterten Heinz in Betrieb genommen wurde, auch heute noch spürbar und manchmal kommt mir vor, als würde ich das Geräusch der Filmprojektoren und das Lachen der Zuschauer noch immer hören.

Hotel

Zu Beginn hatte ich fünf Gästezimmer mit Fließwasser und zum Frühstück gab es je zwei Semmel, Butter und Marmelade. Wenn ich mir jetzt meine modernen Zirbenholz-Zimmer, das reichhaltige Frühstücksbuffet und die mehrgängigen Abendmenüs und Themenabende anschaue, kann ich das schon fast nicht mehr glauben. Mit Stolz kann ich sagen, dass ich für meine 60 Jahre noch gut in Schwung bin. Kein Wunder! Mein heutiger Chef Heinz Tipotsch, seine Familie und Mitarbeiter renovieren und dekorieren mich mit viel Hingabe und Leidenschaft. Alt und neu verstehen sich gut. Heute erstrahle ich im modernen Tiroler Stil. Erst 2015 wurden meine Zimmer im Zirben-Vital und Antik-Fichte Design neu gestaltet. Aus dem Kinocafé wurde das Restaurant Tiatta und das Café-Bistro Kimm - nach wie vor ein beliebter Treffpunkt bei Einheimischen und Feriengästen. Immer noch werden Konditoreispezialitäten und eine gschmackige Auswahl an Gerichten, von mediterran bis traditionell, vom herzhaften Wiener Schnitzel bis zur duftenden Pizza , serviert.

Ich freue mich auf die nächsten 60 Jahre und bin schon gespannt, was ich euch dann alles berichten kann.